Die US-Börsen sind nach dem Zinsentscheid am Mittwoch regelrecht eingebrochen. Der Dow drehte von einem kleinen Plus unmittelbar nach Bekanntgabe der Entscheidung kräftig ins Minus und schloss bei 42.327 Punkten satte 2,6 Prozent schwächer. Gleichzeitig markiert der traditionsreiche Index mit nun zehn Verlusttagen in Folge die längste Negativserie seit etwa 50 Jahren.
Die Nasdaq, die in den letzten Tagen besser performt hatte brach dafür am Mittwoch nach dem Fed-Entscheid noch kräftiger ein, um 3,6 Prozent auf 21.209 Punkte. Und auch für den breiter aufgestellten S&P500 ging es deutliche 3,0 Prozent bergab, 5.872 Punkte war der Schlussstand.
Dass die US-Notenbank den Zielkorridor für den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent gesenkt hatte, war allgemein erwartet worden, die ebenfalls veröffentlichten neuen Projektionen offenbarten aber nur wenig Potenzial für die vom Markt erhofften weiteren Zinsschritte. Im Mittel sehen die Schätzungen jetzt einen Leitzins von 3,9 Prozent anstatt der noch im September prognostizierten 3,4 Prozent vor, das sind 50 Basispunkte weniger Zinssenkungsspielraum als noch vor drei Monaten.
Hintergrund ist ein ebenfalls angepasster Inflationsausblick: Anstatt des im September noch geschätzten Rückgangs im Preisindex für die persönliche Konsumausgaben auf 2,1 Prozent, wird nun von einer Inflationsrate in Höhe von 2,5 Prozent ausgegangen. Erst im Jahr 2026 sehen sich die Fed-Vertreter auf Zielkurs mit einer dann erwarteten Teuerungsrate von 2,1 Prozent.
Und selbst mit der Zinssenkung im Dezember taten sich die Währungshüter offenbar nicht leicht, Fed-Chef Jerome Powell sprach am Mittwoch von einer “knappen Entscheidung”. Gleichzeitig betonte er, dass die Fed mit dem heutigen Zinsentscheid dem Ende des geldpolitischen Lockerungskurses deutlich nähergekommen sei.
“Deutlicher hätte die Botschaft heute kaum sein können”, analysierte Thomas Gitzel von der VP Bank Group die Entscheidung. “Zwar können im kommenden Jahr noch zwei weitere Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte auf der Agenda stehen, doch mehr Spielraum sieht die Fed gegenwärtig nicht – hierfür ist die Wortwahl viel zu sehr von Vorsicht geprägt.” Die Fed ramme mit der heutigen Sitzung klare Pflöcke ein: Deutliche Zinssenkungen werde es nicht geben, hierfür sei die US-Wirtschaft nach Ansicht der Fed zu stark. Risiko blieben auch die Zölle von Donald Trump, wie die Fed betont.
Auch der weitere Fed-Fahrplan ist nach Ansicht von Gitzel mit der heutigen Sitzung klarer geworden: Zwei Zinssenkungen sind im kommenden Jahr zwar drin, dies dürfte aber wohl als Maximum und nicht als Minimum zu verstehen sein. Dabei wird die Fed bereits auf ihrer Sitzung Ende Januar eine erste Pause einlegen, so der Finanzexperte.
Deutliche Bewegungen gab es am Abend auch am Devisenmarkt, die europäische Gemeinschaftswährung wurde sprunghaft deutlich schwächer. Ein Euro kostete schließlich nur noch 1,0374 US-Dollar (-1,15 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9639 Euro zu haben, und war damit aus europäischer Sicht so teuer wie seit über zwei Jahren nicht mehr.
Der Goldpreis ließ ebenfalls deutlich nach, am Abend wurden für eine Feinunze 2.595 US-Dollar gezahlt (-2,0 Prozent). Das entspricht einem Preis von 80,41 Euro pro Gramm.
dts Nachrichtenagentur
Foto: New York Stock Exchange (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
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