Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will das Thema Suizid aus der gesellschaftlichen Tabuzone holen. “Wir müssen das gesellschaftliche Tabu von Tod und Suizid überwinden, psychische Erkrankungen von ihrem Stigma befreien und Hilfsangebote besser bündeln”, sagte er am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung der Nationalen Suizidpräventionsstrategie.
“Seit gut 20 Jahren nimmt die Zahl der Suizide in Deutschland nicht ab. Rund 10.000 Menschen nehmen sich pro Jahr in Deutschland das Leben. Das Schicksal der Betroffenen, der Angehörigen und Hilfskräfte darf uns nicht egal sein”, so Lauterbach weiter. Mit der Strategie und den entsprechenden Umsetzungsplänen wolle man für “zielgenauere Hilfen und Vorbeugung” sorgen.
In dem Bericht wird die Einsetzung einer zentralen, bundesweiten Koordinierungsstelle für Suizidprävention empfohlen. Diese soll in den kommenden Jahren unter anderem betroffene Menschen, deren Angehörige und Fachkräfte über eine bundesweite Webseite zu dem Thema informieren, mit vertieften Informationen zu Hilfeangeboten und zu Angeboten der Suizidprävention.
Außerdem sollen Maßnahmen zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und zur Enttabuisierung der Themen Sterben, Tod und Suizid initiieren, mittelfristig auch über eine Aufklärungskampagne. Weiter regt der Bericht Schulungen für Fachkräfte im Gesundheitswesen und in der Pflege sowie eine zentrale Krisendienst-Notrufnummer an.
Darüber hinaus wird empfohlen, “methodenbegrenzende” Maßnahmen, also die Zugangsbeschränkung zu Mitteln und Orten für einen Suizidversuch, deutlich auszubauen und die Einrichtung eines pseudonymisierten Suizidregisters zu prüfen.
Die Zahl der in Deutschland jährlich begangenen Suizide konnte bis etwa 2008 deutlich reduziert werden, stagniert aber seither auf dem Niveau von 9.000 bis 10.000 Suiziden. Dreiviertel aller Suizide werden dabei von Männern begangen. Besonders hoch ist die Suizidrate bei betagten und hochbetagten Menschen. Bei zwischen 50 bis 90 Prozent der Suizidopfer lag eine psychische Erkrankung vor, häufig Depressionen, Psychosen, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen.
dts Nachrichtenagentur
Foto: Karl Lauterbach (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
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