In den letzten Jahren hat Moskau dem Westen mehrfach mit einem Atomschlag gedroht, doch nun hat Wladimir Putin seinen Ton komplett geändert. Der russische Präsident hat angekündigt, dass die Notwendigkeit eines Atomwaffen-Einsatzes bald nahezu entfallen wird, aber was steckt hinter diesem Sinneswandel?
Russland hat 5500 bestätigte Atomwaffen
Putin machte seine überraschende Aussage während einer Rede auf einem Treffen des Rates für Zivilgesellschaft und Menschenrechte. Und überraschend war sie in der Tat: Immerhin verfügt Russland über die größte bestätigte Anzahl von Atomwaffen in der Welt, 5500 Stück unterschiedlicher Stärke.
Außerdem hat Putin erst vor kurzem eine Änderung der russischen Nukleardoktrin unterzeichnet, die nun besagt, dass ein Angriff eines nicht-nuklearen Staates, der von einer Atommacht unterstützt wird, als gemeinsamer Angriff auf Russland behandelt wird. Dies geschah, nachdem die Entscheidung der USA bekannt wurde, der Ukraine den Einsatz von ATACMS-Langstreckenraketen gegen Ziele auf russischem Gebiet zu gestatten.
Könnte er dann wirklich meinen, dass Russland bereit wäre, sein Atomwaffenarsenal einzumotten? Äußerst unwahrscheinlich. Wie der russische Präsident erläuterte, ist der Fall so, dass Russland jetzt eine Waffe hat, zu der es lieber greifen würde: die neue Oreschnik-Hyperschall- Mittelstreckenrakete (IRBM).
Oreschnik: Putins neue Wunderwaffe
Vor einigen Wochen stellte Putin diese Rakete vor und verkündete prompt, dass sie bereits am 21. November in der Ukraine eingesetzt worden sei. Putin lobte die Geschwindigkeit der Rakete, die angeblich Mach 10 übersteigt, und die Tatsache, dass sie praktisch nicht abgefangen werden kann.
Nun ist der russische Präsident noch einen Schritt weiter gegangen. In Bezug auf die Oreschnik sagte er: „Wenn man genau hinsieht, führt eine ausreichende Menge dieser modernen Waffensysteme praktisch dazu, dass die Notwendigkeit des Einsatzes von Atomwaffen nahezu entfällt“. Putin fügte hinzu, dass Russland plane, eine Reihe dieser Raketen zu produzieren, von denen mehrere in Belarus stationiert werden sollen. Neben der Fähigkeit, Hyperschall-Geschwindigkeit zu erreichen, hat jede Rakete eine Reichweite von bis zu 5.500 km und kann sechs Sprengköpfe auf einmal tragen, mit einer Kraft, die, so Putin, so verheerend ist wie ein Atomschlag, wenn mehrere Raketen gleichzeitig eingesetzt werden.
Russland bereitet zweiten Oreschnik-Schlag vor
Und das ist der Aspekt, der schockiert: Auch wenn es wie eine gute Nachricht klingen mag, dass Putin weniger Bedarf für den Einsatz von Atomwaffen sieht, wenn er über Vorräte an Oreschnik-Raketen verfügt, wird bereits deutlich, dass er schon viel eher bereit ist, die neue Rakete einzusetzen. Nach Angaben der USA bereitet sich Russland wohl darauf vor, innerhalb weniger Tage die nächste Oreschnik auf die Ukraine abzufeuern.
Foto: Kremlin.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons
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