Paukenschlag: Wichtiger Politiker tritt aus Protest zurück

“Noch nie habe ich mich so sehr für mein Land geschämt wie am 24. Februar dieses Jahres”. Diese klaren Worte eines wichtigen russischen Diplomaten sind eine direkte Kritik an Putin und seine Regierung.

Ein Diplomat der russischen Vertretung bei den Vereinten Nationen in Genf ist wegen des Krieges in der Ukraine zurückgetreten. Er schrieb, dass er sich noch nie “so sehr” für sein Land geschämt habe, was eine seltene öffentliche Rüge des Krieges aus den Reihen der russischen Regierung darstellt.

In einem Brief, der an Kollegen in Genf verteilt und auf einem LinkedIn-Account in seinem Namen gepostet wurde, erklärte Boris Bondarev, Berater bei der Ständigen Vertretung der Russischen Föderation bei den Vereinten Nationen, dass er am Montag aus dem öffentlichen Dienst ausgeschieden sei.

“In den 20 Jahren meiner diplomatischen Laufbahn habe ich verschiedene Wendungen unserer Außenpolitik miterlebt, aber noch nie habe ich mich so sehr für mein Land geschämt wie am 24. Februar dieses Jahres”, schrieb er und bezog sich dabei auf das Datum des Beginns der Invasion.

“Der aggressive Krieg, den Putin gegen die Ukraine und in der Tat gegen die gesamte westliche Welt entfesselt hat, ist nicht nur ein Verbrechen gegen das ukrainische Volk, sondern vielleicht auch das schwerste Verbrechen gegen das russische Volk, das mit dem fetten Buchstaben Z alle Hoffnungen und Aussichten auf eine blühende freie Gesellschaft in unserem Land durchkreuzt.”

Auch von der russischen Bevölkerung gibt es immer öfter offene Kritik. Mit Anti-Krieg-Sprechchören haben Besucher eines Konzerts in Russland für Aufsehen gesorgt. Auf den sozialen Medien war zunächst ein kurzes Video zu sehen, wo Hunderte vor einer Bühne “Scheißkrieg, Scheißkrieg!” oder “Zur Hölle mit dem Krieg!” riefen. Unabhängiger Medien zufolge entstand die Aufnahme bei einem Auftritt der russischen Rockgruppe Kiss-Kiss am vergangenen Freitag in St. Petersburg.

Bondarev, bestätigte am Montag (24.05.), dass er seinen Rücktritt in einem an Botschafter Gennadi Gatilow gerichteten Schreiben eingereicht habe. Er habe keine Pläne, Genf zu verlassen.

Der Brief richtet sich gegen das Ministerium, in dem er gearbeitet hat. “Ich bedaure, zugeben zu müssen, dass die Lügen und die Unprofessionalität in der Arbeit des Außenministeriums in diesen 20 Jahren immer mehr zugenommen haben. In den letzten Jahren ist dies jedoch einfach katastrophal geworden”, schrieb er.

Im heutigen Ministerium gehe es “nicht um Diplomatie”, sondern um “Kriegstreiberei, Lügen und Hass”, schreibt er.

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  • Und so, hoffe ich, werden es immer mehr, die in Russland ihr Hirn einschalten.

    • ja hoffentlich werden noch mehr diesen Mut besitzen und sich öffentlich seiner Meinung anschließen.
      Endlich mal jemand, der Putin durchschaut und seine Meinung öffentlich äußert

  • Merken denn die Leser nichts, oder ist es zu spät??? Wir wollten es so! Diplomatie hat nur Chance vor dem Krieg. Jetzt wird uns Allerlei suggeriert. Schade nur für die unschuldige Kinder. Ich suche die Fehler immer zuerst bei mir.

    • @negiwadi – guten Tag!
      Zu Ihrem post 24/05/2022 um 10:45
      und @Henry

      "Diplomatie hat nur Chance vor dem Krieg."
      → Ich würde es nicht ganz so streng so bezeichnen; echte Diplomatie zwischen zwei Staaten, deren Soldaten sich täglich zu Hunderten gegenseitig töten und dem allgemeinen Horror, der sich abspielt, ist natürlich mehr als schwer.
      Ich finde es aber gut, dass Sie das Thema Diplomatie hierbei angesprochen haben. Ich möchte einmal beleuchten, wie die „Diplomatie“ von 5 bis 6 Monaten vor dem russischen Angriff auf die Ukraine auf mich gewirkt hat.
      Richtig ist, dass sich Politiker und Staatsoberhäupter mit dem Beginn des Truppenaufmarsches in steigender Frequenz mit Präsident Putin in Kontakt gesetzt haben. Was ich dazu vernommen habe, war allerdings überwiegend nicht das, was ich unter „Diplomatie“ verstehe. Ich möchte vorab betonen, dass es sich im Folgenden um meine persönliche Wahrnehmung handelt, also keinen Anspruch hat, „Tatsache“ zu sein.
      Egal ob es persönliche Besuche bei Putin waren oder „Statements“ in öffentlicher Form an Putin adressiert. In meiner Wahrnehmung überwogen dabei Forderungen und verhaltene Drohungen. Kann natürlich daran liegen, dass sich Negatives stärker in menschlicher Wahrnehmung und Erinnerung einbrennt, als Positives. Also – in meiner Erinnerung war das, was in den Monaten vor dem Angriff geschah, keine wirkliche Diplomatie mehr. Ich beziehe mich dabei auf die Begriffserklärung laut Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Diplomatie).
      Der erste Satz daraus – ich zitiere:"Diplomatie ist die Kunst und Praxis des Verhandelns zwischen bevollmächtigten Repräsentanten verschiedener Gruppen oder Nationen (Diplomaten)."
      Was noch viel wichtiger ist, sind die nachfolgend genannten Punkte als etwas detailliertere Definition von „Diplomatie“. Ich definiere diese Punkte hier einmal mit anderen Worten, um nicht zu viel zu kopieren/zitieren.
      - Diplomatisch agierende Personen sollten Kompromissbereitschaft zeigen sowie den Willen haben, Wünsche und Absichten Anderer zu erkennen.
      - Diplomatische Verhandlungen sollten Vereinbarungen zum Verhandlungsziel haben, dass beiden Beteiligten etwas einbringt, dass diese als einen „Gewinn“ betrachten können.
      - Diplomatie sollte Verhalten vermeiden, welches Teilnehmende bloßstellt oder in die Enge treibt.
      - Diplomatie sollte Ziele haben, die möglichst einen langfristigen Nutzen für die Beteiligten erzeugt, auf kurzfristige Ziele sollte verzichtet werden.

      So – von diesen genannten Punkten konnte ich bei der „Diplomatie“ in den Vormonaten des Angriffes nichts feststellen. Ich würde daher maximal von „Versuchen“ sprechen, aber nicht von "Diplomatie" oder „Verhandeln“.
      Darauf bezogen wäre also nun echte Diplomatie theoretisch möglich, weil sie noch gar nicht stattgefunden hat. Aber sie ist natürlich jetzt ungleich schwerer. Einmal wegen der laufenden Kämpfe, dann auch wegen den damit verknüpften emotionalen Zuständen der Beteiligten.
      Ich möchte mich diesbezüglich an dieser Stelle einmal auf die Personen Selenskyy und Putin beschränken.
      Sie:"Jetzt wird uns Allerlei suggeriert."
      → Ich radiere das einmal auf den Begriff „Propaganda“ zusammen.
      Propaganda betreiben beide. Propaganda ist gefährlich – und da sage ich: Sie ist gefährlich für denjenigen, der Propaganda betreibt.
      Ich möchte das gerne mal an zwei kleinen Beispielen umschreiben.
      1) Ich gerate mit Jemandem in eine Auseinandersetzung, von der aber niemand sonst etwas mitbekommt, mein Gegner hält es genauso. Solange es so bleibt, hat sowohl mein Gegner als auch ich, alle Optionen. In diplomatischen Verhandlungen, die wir untereinander unter Ausschluss der Öffentlichkeit führen, haben wir beide alle denkbaren Optionen und können aus sämtlichen möglichen Optionen wählen.
      2) Dieselbe Situation, diesmal aber beschränken mein Gegner und ich sich nicht nur aufeinander, sondern tönen jeweils vor einer größeren Personengruppe, deren Respekt oder Anerkennung wir genießen, herum. Wir lassen jeweils vor unserer Gruppe Ankündigungen los, wie
      "...der wird niemals gewinnen...den mache ich fertig...xxxxxxxxxxx ..."
      In diesem Moment schlägt das Gefährliche an Propaganda zu, eine regelrechte Falle für Denjenigen, der solche Propaganda betrieben hat.
      Propaganda machen bedeutet also hauptsächlich, man macht Ankündigungen gegenüber einer Gruppe von Personen, erzeugt Erwartungen innerhalb der Personengruppe, diese Personengruppe erwartet Erfüllung der Ankündigungen. Ab diesem Moment hat sich der Propagandatreibende ergo selbst einem Druck ausgesetzt. Und der Druck wächst; erst recht dann, wenn sich eventuell abzeichnet, dass die mit der Propaganda erzeugte Erwartung nicht zu erfüllen ist.
      Das bedeutet eigentlich, man sollte, wenn schon eine gewisse Propaganda nötig ist, niemals in diese Propaganda Dinge einbringen, die für echte diplomatische Verhandlungen dann eine Rolle spielen – also später verhandelbar sein könnten, um vielleicht eine win-win-Situation zu gestalten.
      Was das anbelangt – also bei der jeweiligen Propaganda, hat sich in meiner Ansicht nach Putin die schwereren Fehler geleistet. Vielleicht etwas besser ausgedrückt – ich meine, die Fehler Putins in seiner Propaganda sind für ihn aufgrund seiner eigenen Umstände in seiner Position einfach schwieriger zu bewältigen oder auszumerzen.
      Ich sagte ja, Propaganda eines Staates wird ja nicht für den Gegner gemacht, sondern für das eigene Volk und für das Volk von Verbündeten, sofern vorhanden. Solche Propaganda ist dann aber auch immer etwas, was der Gegner dann auf dem verbalen Schlachtfeld angreift. Kommt dann wieder auf den Punkt: Bei Propaganda nicht übertreiben und versuchen, möglichst wenig aggressiv zu wirken. Putin als auch sein Außenminister Lawrow haben in ihrer anfänglichen Propaganda häufig im Zusammenhang mit russischsprachigen Bürgern das Wort „Genozid“ benutzt, welches sich mittlerweile in "Ungerecht behandelt" verwandelt hat. Warum? Na ja, sich in russischer Sprache verständigen können so gut wie alle Ukrainer, aber nur wenige echte Russen beherrschen die ukrainische Sprache.
      Soviel mal zu den Themen Propaganda und Diplomatie von mir als Meinung.

      Das Handeln von Boris Bondarev verdient höchsten Respekt, das ist darüber hinaus auch mehr als mutig. Ich hoffe sehr, dass dieser Mann und Anhang, sofern vorhanden, den bestmöglichen Schutz, unabhängig von den Kosten, erhält. Er hat sich damit wissentlich einer extrem großen Gefahr ausgesetzt, die er wahrscheinlich sogar noch besser beurteilen kann, als jeder Außenstehende.

  • Solltest du vor dem Krieg geschlafen haben? Die Diplomatie vor dem 24. Februar wurde von Putin zertreten.

  • Negiwadi, tut mir leid, Deinen " Mist" lese ich nicht mehr. Putin ruft Dich und Du hörst nicht!!

    Es werden etliche folgen, nachdem nun endllich einmal einer einen Anfang gemacht hat Hoffentlich überlebt er lange genug um auch Aussagen machen zu können; denn Putins Killer für unangenehme Leute sind überall!!

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Sara Breitner