Grauenvolle Tradition auf deutscher Insel schockt das ganze Land

Traditionen haben oft eine tiefe kulturelle Bedeutung und tragen dazu bei, das Erbe einer Gemeinschaft zu bewahren. Doch Bräuche müssen sich stets der modernen Gesellschaft anpassen, insbesondere dann, wenn sie Konflikte mit grundlegenden Werten wie Gleichberechtigung und Sicherheit hervorrufen. Auf der ostfriesischen Insel Borkum steht der „Klaasohm“-Brauch, der jedes Jahr am Vorabend des Nikolaustages stattfindet, nun massiv in der Kritik.

Doch worum genau geht es? Der „Klaasohm“-Brauch hat eine lange Geschichte und wird seit Generationen auf Borkum gepflegt. Am Abend des 5. Dezember verkleiden sich unverheiratete, gebürtige Männer der Insel mit Masken, Schafsfellen und Federn, um eine Reihe ritueller Traditionen zu zelebrieren. Zunächst treten sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu einem symbolischen Kampf an, bevor sie lärmend durch die Straßen ziehen.

Junge Frauen, die sich an diesem Abend aus dem Haus wagen, erwartet eine „Behandlung“ der besonders brutalen Art. Traditionell werden diese von den sogenannten Klaasohms „gefangen“ und mit einem Kuhhorn geschlagen. Eine Tradition, die jetzt für Entsetzen sorgt.
Ein Bericht des ARD-Magazins „Panorama“ und des NDR-Reportageformats „STRG_F“ löste die aktuelle Diskussion aus. Anonym berichteten Frauen von teils aggressiven Übergriffen während des Festes.

Nicht nur die deutschen Privatleute sind schockiert. Auch von offizieller Seite wird der Brauch kritisiert. Christine Arbogast, Staatssekretärin im niedersächsischen Sozialministerium, erklärte: „Brauchtum und Traditionen haben grundsätzlich einen hohen Stellenwert. Sie sind zu respektieren und zu schützen. Aber es ist klar, dass alles da sein Ende findet, wo sich Frauen unsicher fühlen und Angst vor körperlicher Züchtigung haben.“

Die Welle der Kritik hat die Verantwortlichen des „Borkumer Jungens e. V. 1830“, die den Brauch organisieren, nun zum Handeln bewegt. Der Verein distanziert sich ausdrücklich von Gewalt und kündigt eine Neuausrichtung der Tradition an.