Eine deutsche Supermarktkette soll amerikanische und chinesische Online-Shopping-Plattformen schlagen? Die Verbraucher werden staunen, denn genau das hat eine der beliebtesten deutschen Supermarkt-Gruppen vor.
So sehr wir es auch bedauern, dass immer mehr stationäre Geschäfte schließen, die meisten von uns erledigen einen großen Teil ihrer Einkäufe online: Schließlich bieten Online-Shopping-Plattformen wie Amazon eine riesige Auswahl und es gibt immer wieder spannende Angebote. Doch ein deutscher Supermarkt will nun zurückschlagen und Amazon auf seinem eigenen Terrain Konkurrenz machen.
Die Alternative aus Europa
„Wir wollen die Alternative aus Europa werden zu den amerikanischen und chinesischen Plattformen, die den europäischen Onlinehandel bisher beherrschen“, erklärt Gerald Schönbucher, E-Commerce-Chef von Kaufland gegenüber dem Handelsblatt.
Während Aldi Süd und Aldi Nord kürzlich das Ende ihres Online-Joint-Ventures verkündeten, hat Kaufland.de in letzter Zeit durchaus vielversprechende Erfolge vorzuweisen. Rund 11.000 Händler bieten mittlerweile über 45 Millionen Produkte auf dem Online-Marktplatz von Kaufland an, und nach eigenen Angaben kommen monatlich über 32 Millionen Besucher auf die Plattform.
In Anbetracht der aktuellen Spannungen rund um China und die USA glaubt Schönbucher, dass mehr Menschen in der Bevölkerung gerne eine rein europäische Einkaufsalternative nutzen würden. Und auch für europäische Händler dürfte dies eine willkommene Option sein. Deshalb will die Tochter der Schwarz-Gruppe (zu der auch Lidl gehört) nun expandieren: Bereits jetzt ist ihr Online-Marktplatz in Deutschland, Tschechien, der Slowakei, Polen und Österreich verfügbar. Nun sollen auch Italien und Frankreich dazukommen. Damit wird Kaufland insgesamt 140.000 Online-Käufer erreichen (derzeit sind es rund 80.000).
Kann Kaufland mit Amazon und Temu konkurrieren?
Der Online-Marktplatz von Kaufland hat sicherlich das Potenzial, stark zu wachsen, aber kann er wirklich eine ernsthafte Konkurrenz für Riesen wie Amazon und Temu werden? Die Antwort hängt davon ab, wo man hinschaut.
In Deutschland liegt Kaufland.de derzeit auf Platz 4 der von den Verbrauchern bevorzugten Online-Marktplätze – hinter Amazon, Ebay und Otto. Obwohl Kaufland.de im Jahr 2024 einen ordentlichen Plattformumsatz aufweist, ist der von Amazon deutlich höher. Amazon verzeichnet zudem rund 17 Mal mehr Besucher in Deutschland. Kaufland.de ist also im Vergleich zu Amazon „noch ein Zwerg“, wie Wirtschaftswissenschaftler Gerrit Heinemann feststellt.
In Tschechien zum Beispiel kann Kaufland jedoch einen weitaus größeren Erfolg verzeichnen: Dort konnte der gesamte Plattformumsatz im Jahr 2024 um nicht weniger als 58 Prozent gesteigert werden. In Osteuropa ist Kaufland also sowohl für Verbraucher als auch für Online-Händler zu einer guten Option geworden. Wie das Handelsblatt anmerkt, spielt Amazon in Tschechien allerdings kaum eine Rolle.
Wie sich Kaufland in Italien und Frankreich schlagen wird, bleibt abzuwarten. Dort ist nicht nur Amazon bereits fest etabliert, auch der Name Kaufland ist relativ unbekannt. Schönbucher ist jedoch zuversichtlich, dass der Schritt der richtige ist. Der Start des Kaufland-Marktplatzes in Frankreich ist für August und in Italien für September geplant.