Räucherlachs gehört zu den beliebtesten Speisen in Deutschland. Doch aktuell ist Vorsicht geboten. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) warnt vor krankmachenden Bakterien in dem Fisch.
Fast jeder zehnte Räucherlachs in Deutschland trägt gesundheitsgefährdende Keime. Das ergab das aktuelle Zoonosen-Monitoring des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). In 29 von 354 getesteten Proben fanden die Forschenden Listerien. Das BVL sieht die Lage so kritisch, dass Risikogruppen auf den Verzehr von Räucherlachs verzichten sollten – also Schwangere, Neugeborene und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.
Die Risikogruppen können bei Kontakt mit den Keimen an einer schweren Listeriose erkranken, welche in einer Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung enden kann. Im vergangenen Jahr starben 59 Menschen an Listeriose. Die vom Robert-Koch-Institut verzeichneten Ausbrüchen stehen auch immer wieder im Zusammenhang mit Räucherlachs.
Besonders gefährlich ist kaltgeräucherter Lachs, da es sich um ein Rohprodukt handelt. Listerien können sich auch bei Kühlschranktemperatur weiter auf dem Fisch ausbreiten. Besonders listig an diesen Keimen: Man riecht und schmeckt sie nicht! Bei Räucherlachs gilt daher ein striktes Wegwerfgebot, sobald das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Anders als bei Trockennudeln oder Schokoriegeln handelt es sich hier um ein echtes Verfallsdatum, das nicht überschritten werden sollte. „Da hilft es auch nichts, dass der Lachs noch gut aussieht oder riecht. Nach Erreichen des Verfallsdatums gehört kaltgeräucherter Lachs in die Mülltonne“, so Gerhard Zellner, von der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz.
Großer Lachsskandal in Europa
Unabhängig von der BVL-Studie macht Lachs noch ganz andere Schlagzeilen. Die Nicht-Regierungsorganisation Foodwatch hat skandalöse Zustände in norwegischen Lachsfarmen aufgedeckt und fordert ein EU-Verkaufsverbot für Lachs aus Norwegen. Die Lachszucht in dem skandinavischen Land verursache „enormes Tierleid und Umweltschäden“, heißt es in der Forderung.
Laut Foodwatch müssten Verbraucher davon ausgehen, “dass ein Großteil der Lachse in deutschen Supermärkten aus Betrieben stammt, in denen die Tiere krank sind”. Das betreffe schätzungsweise die Hälfte der verkauften Lachsprodukte im Supermarkt.
Der Bericht verdreht nicht nur Tierschützern den Magen. Viele Tiere in den norwegischen Lachsfarmen seien schon vor der Schlachtung tot. Man habe Lachse gesehen, die „blind und halb aufgefressen von Parasiten durch trübes Meerwasser schwimmen“. Eine Aktivistin erzählt: „Manchen fehlen ganze Flossen, am Rücken legen offene Stellen das Skelett frei“.
Ein Zusammenhang zu den vom BVL gefunden Listerien wurde bislang nicht beschrieben.
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